Interview mit Stephanie Pfeiffer-Gerhards - Töpferhof Pfeiffer-Gerhards

Bitte erzählen Sie ein wenig zur Geschichte der Töpferei Pfeiffer-Gerhards!

Unsere Töpferei kann auf eine mehr als 100 jährige Geschichte zurückblicken. Peter Josef Gerhards, der Firmengründer baute ab Ende der 1880er Jahren hinter das frühere Forsthaus und die Scheune eine Werkstatt. Zeichnungen für einen Brennofen existieren aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts. Die erste nachvollziehbare Eintragung im Handelsregister erfolgte am 1. April 1919 - also genau vor 100 Jahren! Vom Urgroßvater ging das Geschäft weiter an den Großvater und gegen Ende des 2. Weltkrieges dann an meinem Vater und seine Schwester.
Nachdem mein Vater beim Abriss des Kasseler Ofens 1966 einen schweren Unfall hatte, habe ich schnellstmöglich die Schule abgeschlossen und eine Ausbildung an der Handelsschule sowie an der Fachschule für Keramik in Höhr-Grenzhausen absolviert. So stand ich dann bereits Mitte der 70er Jahre vor der Frage, diese Firma weiterzuführen und habe diese Herausforderung gemeinsam mit meinem Mann angenommen.

 

Welche Produkte wurden und werden denn in der Töpferei gefertigt und wie hat sich die Vermarktung verändert?

In den Jahren nach dem 2. Weltkrieg bis 1967 wurden hauptsächlich Steinzeugkrüge mit Salzglasur hergestellt. Zuerst als Wasserkrüge, danach als Schnapskrüge. Das haben in dieser Region rund 20 Klein-Betriebe getan, die sogenannten Euler. Diese Flaschen wurden dann immer weniger nachgefragt, die großen Abnehmer wollten einheitliche Glasuren und Pilverproof-Verschlüsse an den Flaschen. 
1966 haben wir dann den "Kasseler Ofen" abgerissen und durch einen periodischen 4 qm Ofen ersetzt. In den folgenden Jahren haben wir die Produktion auf Steckgefäße für Blumen umgestellt, auch bedingt durch familiäre Verbindungen zur Westerwälder Blumentopffabrik Spang hier in Ransbach-Baumbach. Diese Umstellung und die Zusammenarbeit mit Fa. Spang hat uns in dieser schwierigen Umstellungsphase sehr geholfen. Zu dieser Zeit existierte noch der Großhandel die regelmäßig mit eigenen LKW´s im Westerwald Keramik im großen Stil alles was zu kriegen war einkaufte, um Sie an den Einzelhandel zu verteilen. Diese Verkaufsschiene gibt es heute kaum noch. 
Ende der 70er bis Mitte der 80er Jahre haben wir dann, gemeinsam mit 2 weiteren Betrieben aus Ransbach-Baumbach begonnen, für die Firma Schubkegel (ASA Selection) zu fertigen. So verlagerte sich die Produktion stetig in Richtung Geschirr- und Deko-Keramik. 
Ab 1985 haben wir unsere etwas rustikalere eigene Steinzeug-Serie eigenständig über die Messen in Frankfurt, Salzburg, Köln, Hamburg usw.an Fachgeschäfte verkauft. Richtig durchgestartet sind wir dann mit eigenen Produkten Anfang der 90er Jahre. Wir produzierten Duftlampen, die im Trend lagen und auf den Messen in großen Stückzahlen geordert wurden. Diese Produkte wurden bis Ende der 90er Jahre stark nachgefragt. Im gehobenen Segment läuft das Produkt bis heute.
2010 entschied ich mich, nicht mehr auf der Messe Frankfurt auszustellen. Die dauernden Themen-Umstellungen mit nachgelagerten, ungünstigen Umplatzierungen und die stetig steigenden Kosten der Messe standen in keinem Verhältnis mehr. 
Das zog auch eine konsequente Produktstraffung zugunsten der Hauptabnehmer nach sich, die sich als sehr positiv herausstellte. Weniger ist mehr….
Durch ordentliches Marketing und unsere bekannte Qualität arbeiten wir eng mit unseren wichtigsten Kunden zusammen - dazu zählen z.B. "Manufactum", die "Münchner Hofpfisterei" und "Darboven Eilles". Neben dem Verkauf an größere Kunden hat sich in den letzten Jahren der Anteil der Direktvermarktung über unseren Online-Shop und das Internet gut etabliert.

 

Das heißt: Sie blicken weiter nach vorne! Wie wird es denn weitergehen mit Ihrer traditionsreichen Töpferei?

Der Blick geht nur nach vorne…..Ich gehe auf die 70 zu und würde mich natürlich freuen, wenn ich den Betrieb in den nächsten Jahren in die Hände meiner Tochter übergeben kann. Aber diese Entscheidung liegt ganz allein bei ihr und ihrem Mann - es ist ja nun mal auch mit einem Risiko verbunden und großem Persönlichen Einsatz. Wenn man allerdings auf eine so lange Historie und Tradition zurückblickt, dann hat man gelernt, dass jede Zeit ihre eigenen Herausforderungen mit sich bringt. Es gibt immer auch einen Weg, diese zu meistern!