Keramik ist ein Kulturgut

Bei der Arbeit mit Ton erleben wir Sinnlichkeit, mit unseren Händen zu arbeiten macht uns glücklich. In Kunst und Kultur spielt die Keramik eine wichtige Rolle und prägte die Region Kannenbäckerland im Westerwald, am Standort von GOERG & SCHNEIDER. Das 21. Jahrhundert wird ein Jahrhundert des Handwerks, welches der Arbeit und der Gestaltung mit Ton neuen Schub verleiht.

Mit NELE VAN WIERINGEN

Was verbinden Sie persönlich mit den Begriffen Ton und Keramik?

Das Material Keramik ist sehr stark in der Kulturgeschichte verankert. Ton ist ein einfaches, aber spannendes Produkt. Er liegt unter uns in der Erde und wenn wir es fördern, können wir etwas damit gestalten. Im Moment erlebt die Keramik in der Kunst eine kleine Renaissance. Im digitalen Zeitalter haben wir das Bedürfnis, etwas anzufassen, mit unseren Händen zu arbeiten. Das macht uns glücklich. Mich persönlich fasziniert die ästhetische und konzeptuelle Kraft der keramischen Farbe. Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, die man mit einem anderen Material nicht hinbekommen kann.

Welche Bedeutung hat die Keramik für die Region Kannenbäckerland und Höhr-Grenzhausen?

Die Blütezeit ab etwa 1600, in dem das Kannenbäckerland weltweit bekannt wurde, ist absolut sehr bedeutend gewesen. Die kurze Zeit des Jugendstils ist für mich wahnsinnig interessant. Aber auch die vielen Firmengeschichten sind ein wichtiger Teil der Geschichte. Die Menschen hier in der Region dürfen echt stolz auf ihr Kulturgut sein. Das ist wirklich was Besonderes, wir müssen das nicht verstecken! In diesem Jahr wurde die Töpfertradition Westerwälder Steinzeug in das Verzeichnis der UNESCO als Immaterielles Kulturerbe aufgenommen. Hier wird die Bedeutung der Keramik in der Vergangenheit aber auch für die Zukunft hervorgehoben.

Stichwort Zukunft: Welche Themen werden hier im Zusammenhang mit der Keramik genannt?

Eine bekannte Zukunftsforscherin hat neulich das 21. Jahrhundert zum Jahrhundert des Handwerks erklärt. Dazu zählt dann sicher auch das Gestalten und Arbeiten mit Ton. Wie eingangs erwähnt, wird Sinnlichkeit für uns Menschen wieder als wichtig erachtet. Auch die Nachhaltigkeit ist ein Topthema und spielt eine immer größere Rolle. Da kann die Keramik eine wichtige Position einnehmen. Ton als Material für Künstler bleibt weiterhin relevant. Künstler aus der Region interpretieren beispielsweise den bekannten Salzbrand auf neue Art und Weise. Das verfolge ich natürlich mit großem Interesse. Für die Technik ist das keramische Material mittlerweile nicht mehr wegzudenken.

In unserer Dauerausstellung wollen wir wieder mehr das Urmaterial Ton in den Vordergrund stellen. Denn fast alle Objekte im Keramikmuseum haben ihren Anfang in einer Westerwälder Tongrube.

In unserer Sonderausstellung NORBERT PRANGENBERG zeigen wir, welche Rolle das Material in der zeitgenössischen Kunst spielt.

 

Zur Person von NELE VAN WIERINGEN:

Nach ihrer Ausbildung in Amsterdam sowie Kunst- und Grafikstudien in Den Haag und Florenz besuchte sie in Italien eine Keramikschule. Nele van Wieringen studierte bis zum Jahr 2013 am Institut für Künstlerische Keramik und Glas an der Hochschule Koblenz. Sie ist Künstlerin und schließt demnächst ihre Dissertation im Bereich der keramischen Glasur und der Farbe in der Keramik ab. Seit Februar 2018 ist Nele van Wieringen Leiterin des KERAMIKMUSEUMS WESTERWALD.

Das KERAMIKMUSEUM WESTERWALD:

Das Museum zeigt spannende Ausstellungen zur „Historie und Moderne der Keramik". Weitere Informationen und eine Übersicht zu aktuellen Themen, Ausstellungen und Kursen finden sich unter:
https://www.keramikmuseum.de