Porzellan - eine Herausforderung für viele Keramiker

Im Gespräch mit Fritz Rossmann
Beschreibe bitte einmal Deinen Weg vom Steinzeug zum Porzellan.
Während meiner Ausbildung bei Wim Mühlendyck ab Mitte der 1970er Jahre habe ich ausschließlich mit Steinzeug gedreht. Wir haben Westerwälder Steinzeug mit Salzglasur produziert – in der ganz eigenen Ausprägung von Wim Mühlendyck, hatten aber z.B. auch Gelegenheit, Entwürfe von Theodor Bogler umzusetzen, einem bekannten Bauhaus-Keramiker, der in den 1920er Jahren in der Benediktinerabtei Maria Laach gelebt hat. Uns war es also schon während der Ausbildung möglich, einen etwas weiteren "keramischen Horizont" zu erfahren als in vielen Werkstätten üblich.
An der Fachschule für Keramikgestaltung in Höhr-Grenzhausen zu Beginn der 1980er Jahre habe ich dann erste Erfahrungen mit Porzellan gemacht. Unterstützt wurde ich dabei auch durch Wolf Mattes, der damals noch dort unterrichtete. Gearbeitet habe ich damals noch überwiegend mit Steinzeug, das aber durch die verwendeten Glasuren bereits ähnlich wirkte wie Porzellan. 
Seit Anfang der 1990er Jahre mit dem Einstieg in die Werkstattgruppe Grenzhausen habe ich dann meine Leidenschaft für ausdrucksstarke Gefäßkeramik und die Faszination für Porzellan immer weiter zusammengeführt.
 

Da spielt sicherlich die Verfügbarkeit geeigneter Porzellan-Massen auch eine entscheidende Rolle?
Genau – das war in den 80er Jahren nicht so einfach. Damals gab es eigentlich nur 2 Massen am Markt, von Wagner und Limoges – beide waren nicht so einfach zu verarbeiten. In den 90er Jahren kamen dann weitere Massen auf den Markt, die ich natürlich ausprobieren musste! Vor allem das australische „Southern Ice“ hatte es mir damals angetan. Die hervorragenden Verarbeitungseigenschaften auf der Drehscheibe und die sehr gute Transluzenz waren einzigartig. Allerdings war es nicht immer verfügbar und auch recht teuer. So bin ich dann zu den englischen Porzellan-Massen übergegangen, die ab 1220 °C transluzent werden und von mir im reduzierenden Brand bis 1300 °C eingesetzt werden. Heute arbeite ich überwiegend mit dem Porzellan „Audrey Blackman“, das bei GOERG & SCHNEIDER unter der Masse-Nr. 1101 erhältlich ist. 


Welche Besonderheiten gibt es denn bei der Verarbeitung von Porzellan?                                                                                                                                                                                    Porzellan-Massen zeichnen sich durch eine recht hohe Gesamtschwindung aus. Der überwiegende Teil des Schwindungsprozesses geschieht während des Brandes. Das kann dann auch schon einmal zu Deformationen führen. 
Das Audrey Blackman-Porzellan wird deshalb von mir bevorzugt, weil es sich sowohl auf der Drehscheibe, als auch mit Aufbau-Techniken gut verarbeiten lässt. Die Trocknungseigenschaften sind hervorragend und die sehr gute Transluzenz nach dem Brand betont den Charakter meiner Gefäße.
Auch wenn die heute verfügbaren Massen – wie „Audrey Blackman“ (1101) sich deutlich besser verarbeiten lassen als früher verfügbare Qualitäten, so gibt es doch wesentliche Unterschiede zur Verarbeitung von Steinzeug oder Irdenware. Ich empfehle deshalb interessierten Einsteigern in der Porzellanverarbeitung einen „Schnupperkurs“ bei mir oder einer Kollegin wahrzunehmen, um einige grundlegende Tipps und Kniffe zur Verarbeitung zu erhalten. Das erleichtert den Einstieg in die Arbeit mit diesem faszinierenden Material erheblich.

Fritz Rossmann gibt ca. 10 Kurse pro Jahr.

Weitere Infos unter: www.fritz-rossmann.de